Was meiner Meinung nach über Partnerschaft bekannt sein sollte
(aber meist nicht ist…)
Zur Geschichte der Ehe:
- als die Ehe „erfunden“ wurde, war es oft ein Arrangement aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen
- Weiterhin konnte jeder von anderem ein bestimmtes Verhalten erwarten, es gab festgelegte Rollen (Aufgaben- und Tätigkeitbereiche)
- Beim Erfüllen dieser Rolle war man sich der Wertschätzung des anderen und der Gesellschaft sicher (guter Ehemann / Vater, gute Ehefrau / Mutter)
- als Folge daraus brauchte nicht viel verhandelt werden,
- das haben dann die Kinder für Ihre Partnerschaft so übernommen
- dieses Modell war zwar eng und sehr festgelegt, aber auch verlässlich und sicher!
und heute:
- Als die Verhältnisse sich veränderten, kam die Heirat „aus Liebe“ immer öfter vor.
- Das Rollenbild veränderte sich und somit auch die Erwartungen an die Ehe, es fehlten allerdings Vorbilder und Konzepte
- Die Paare bekamen immer mehr Gestaltungs-Freiheit und gleichzeitig stieg die Unsicherheit, wie denn die veränderte Ehe, bzw. Paar-Beziehung geht, was zu Konflikten und Krisen führte und führt
- in der Not versuchen Paare dann auf alte Rollenmuster zurückzugreifen
- vorgelebten Rollenbilder von Mann und Frau haben sich tief in das Unterbewusstsein eingegraben und spielen in der Paar-Dynamik eine wichtige Rolle.
- B. neigt die fürsorgliche Frau an der ein- oder anderen Stelle dazu, den Mann zu bemuttern. Das kann ihn entweder in die Kinderrolle schieben, oder er sieht keine andere Möglichkeit als den Macho rauszuhängen zu lassen, dass macht im Alltag eigentlich wenig Sinn.
Wie Partnerschaft geht, damit sie bleibt:
was tun:
- Idealerweise begegnet man sich in Partnerschaften auf „Augenhöhe“
- auf dieser Ebene können sie erwachsen Ihre Wünsche und Vorstellungen besprechen und verhandeln
- in welcher (Lebens-) Form sie ihr Zusammenleben gestalten möchten- die Möglichkeiten sind heute höchst vielfältig
- wie viel Freiheit von jedem in Anspruch genommen werden kann
- wer welche der gemeinsamen Pflichten übernimmt (auch wer die Kloschüssel putzt)
- nicht gleich in Panik geraten, wenn sich etwas / jemand verändert, sondern angemessen darüber sprechen, ggf. Hilfe in Anspruch nehmen, um den Prozess der Veränderung moderieren zu lassen
was brauchen Paare heute?
- Autonomie und Abhängigkeit angemessen leben
- Stress regulieren
- Milde mit sich und dem anderen sein
- Unwohlsein und Spannung aushalten
- Ansprüche senken / loslassen
- Entschleunigen / Innehalten
- Bindung festigen, Nähe herstellen
- Regeneration als festen Teil des gemeinsamen Lebens planen
- die sieben Tugenden anwenden: Dankbarkeit, Geduld, Gemeinschaft stiftend, Wohlwollen, Mitgefühl, Kooperation, Verzeihen
und was ist mit dem Sex?
- Sexualität ist ein sehr komplexes Thema und dazu höchst individuell
- Sex wird in unserer Gesellschaft m.E. völlig überbewertet und gleichzeitig unterbewertet, und mit vielen anderen Themen belastet
- Da ist z.B. für manche Frauen „Liebe“ wichtiger als Sex, bei Männern ist es manchmal genau umgekehrt, allein das stellt schon die gemeinsame Welt auf den Kopf.
- Während diese Frauen meist romantisch, gefühlsbetont, träumen von der perfekten Liebe, verfangen sie sich daher leicht in Illusionen, was einen Mann schnell überfordern kann,
- Wiederum behandeln manche Männer das Thema Sex so nüchtern, dass sich die Frau „benutzt“ statt geliebt fühlt.
- Ziel könnte es sein, zunächst eine Sprache zu finden darüber zu reden und die Unterschiede nicht automatisch als Gefahr zu sehen.
Wenn ich hier über Paare als Mann und Frau spreche, tue ich das aus Gründen der Anschaulichkeit. Gleichwohl wissend, dass die oben genannten Themen in anderen, auch gleichgeschlechtlichen Paar-Konstellationen in gleicher Weise Thema sein können.
Für den Beratungsprozess bei mir ist das unerheblich, da ich eh jedes Paar als sehr individuell ansehe.